U20-EM-Limite für Lenja Heusser
Wie Höhen und Tiefen im Sport aussehen können, konnten am Wochenende vom 20.-21.Mai unsere beiden Mehrkämpferinnen Lenja und Lorena in Landquart leibhaftig erleben.
Lorena startete am frühen Samstagmorgen in der Kategorie U18W in einem sehr starken Feld. Im 100m Hürdenlauf lief sie technisch sauber und sicher zu einer Zeit von 16.07 Sek. Dies ist zwar eine neue persönliche Bestleistung, doch ganz zufrieden war sie dennoch nicht. Der Fokus der vergangenen Wochen auf Hürden und Sprint trägt noch nicht die erwünschten Früchte. Weiter gings zum Hochsprung, der zweiten Disziplin des ersten Wettkampftages, wo die Erwartungen weniger hoch waren. Durch das schlechte Wetter in der Vorbereitungsphase wurde der Hochsprung etwas vernachlässigt. Doch wie sich zeigte, ist manchmal weniger mehr. Mit nur wenigen Fehlversuchen schraubte sie ihre persönliche Besthöhe auf 1.55m und sammelte auch hier wertvolle Punkte zum Erreichen der Kaderlimite von 4100 Punkten. Weiter gings zum Kugelstossen. Das Einstossen war vielversprechend. Der Wettkampf selbst ist aber dann doch immer eine andere Situation. Etwas kürzer als bei den Probewürfen landete die Kugel bei 10.42m, was aber wieder eine neue PB bedeutete. Der erste Tag des Siebenkampfes schloss Lorena mit eine Superzeit von 27.15 Sek ab. Der Windwert von +2.6 bedeutete leider, dass diese Zeit für die SM-Limite nicht gültig ist. Mit einem Punktetotal von 2640 Punkten, Rang 7 und 4 neuen Bestleistungen ging der erste Tag wunschgemäss zu Ende.
Nach einer unruhigen Nacht begann der zweite Tag mit Weitsprung. Nach Absprache mit Trainer Ruchti galt es, den ersten Sprung als Sicherheitssprung zu machen. Die Weite von 4.96m war passabel, so dass die beiden weiteren Sprünge nun auf Risiko für eine bessere Weite gedacht waren. Mit einem Übertritt (ungültig) und einem misslungenen Absprung war dann auch der Weitsprung beendet und der Kurs auf die geforderte Punktzahl noch immer intakt. Doch manchmal kommt alles anders als man denkt. Bei der sechsten Disziplin, dem Speerwurf und eigentlich einer Lieblingsdisziplin von Lorena drehte sich die ganze Wettkampfgeschickte brutal. Was beim Einwerfen noch so souverän aussah, endete mit drei Würfen ausserhalb des erlaubten Sektors - Null Punkte und somit das Erreichen der Nordwestschweizer Limite waren zunichte. Gross war die Enttäuschung bei der jungen Athletin über dieses Missgeschick. Schien doch alles schon unter Dach und Fach, wurde sie nun zurückgeworfen. Das Auffangen und die tröstenden Worte durch Trainer und Anhang schien sie dann kurzfristig aufzufangen. «Ja, das göhrt halt öppe au derzue» waren ihre ernüchternden Worte. Wie gross ihr Herz für die Leichtathletik und den Siebenkampf schlägt, bewies sie dadurch, dass sie trotz unerreichbarem Punkteziel den von ihr ungeliebten 800m Lauf dennoch absolvierte. Mit einem Punktetotal von 3689 schloss Lorena ihren zweiten Siebenkampf, sowohl mit sehr guten Leistungen als auch mit einer bitteren Niederlage zugleich, ab.
Schon bald kann sie an der SM in Basel die nächste Chance nutzen und aus den Erlebnissen ihre Lehren ziehen.
Lenja startete mit gemischten Gefühlen in den Mehrkampf. Einerseits wollte sie unbedingt ein gutes Resultat erreichen, anderseits wusste sie, dass sie nach wie vor noch etwas geschwächt von ihrer Erkältung war. Erst zwei Tage davor musste sie einen Vorbereitungswettkampf abbrechen, Hals- und Kopfschmerzen waren immer noch zu stark. Also hiess es, lieber nach Hause gehen und viel Tee trinken, um die Teilnahme am Mehrkampf nicht zu gefährden.
Auch Lenja startete mit dem 100m Hürdenlauf in den Wettkampf. Mit einer Zeit von 14.62 s verbesserte sie ihre PB um gute 35 Hundertstel. So konnte der Tag doch beginnen! In der nächsten Disziplin, dem Hochsprung, bemerkte man aber doch das fehlende Training. Lenja machte das Beste daraus und sprang mit 1.60 doch sehr nahe an ihre PB. Als drittes stand das Kugelstossen auf dem Programm. Lenja’s Paradedisziplin. Dort wollte sie möglichst viele Punkte holen. Da aber auch die Nerven sehr angespannt waren und Lenja keinen Nuller riskieren wollte, startete sie mit einem Sicherheitsstoss. Mit 12.87m war schon einmal eine gute Weite auf dem Blatt. Jetzt konnte sie etwas riskieren und mit 13.57m und einer erneuten PB beendete sie diese Disziplin.
Nun stand auch schon der 200m Lauf auf dem Programm. Sicher nicht Lenja’s Lieblingsdisziplin, aber in der Hoffnung, das harte Wintertraining mache sich endlich bezahlt, ging sie an den Start. PB Nummer 3 war da. Mit einer Zeit von 26.49 s konnte sie sehr zufrieden sein und in den verdienten Feierabend gehen.
Nach einer etwas unruhigen Nacht ging es an den zweiten Wettkampftag. Durch das gute Abschneiden am Vortag wurde Lenja plötzlich bewusst, dass sogar das Erreichen der EM-Limite in Reichweite lag. Gerade einfach war das aber natürlich nicht. Lenja durfte nicht patzen.
Mit dem Weitsprung wurde der zweite Wettkampftag für die Athletinnen eröffnet. Durch die sehr schwierigen Windverhältnisse, es windete böenartig, war es sicher die richtige Entscheidung auch hier auf Nummer sicher zu gehen und einen Sicherheitssprung zu machen. Mit guten 5.53m hatte sie schon PB Nummer 4 erreicht. Für Lenja aber noch nicht genug, sie attackierte und riskierte viel. Mit der Bestweite von 5.87m übertraf sie ihre alte Weite um ganze 50cm. Was für ein Glücksgefühl!! Das Tor für das Erreichen der Limite öffnete sich noch ein Spalt weiter.
Der anschliessende Speerwurf bestritt Lenja mit dem wohl ältesten Speer auf dem Platz. Vermutlich hat schon Theo Schild damit Bestweiten erreicht. Es war der Trainingsspeer vom TV Grenchen, der wohl schon zur Stadioneröffnung vor Urzeiten gebraucht wurde. Es sollte aber auch für Lenja reichen. Der erste Wurf war dann auch ihr bester. Mit 44.26m und PB Nummer 5 hatte Lenja jetzt sogar ein kleines Polster für den abschliessende 800m Lauf, Lenja’s Angstdisziplin. Sie wusste, dass sie PB Nummer 6 laufen musste, um ihr ersehntes Ziel, den Einzug ins Mehrkampf Nationalkader und die EM Limite, erreichen zu können.
So gut wie es ging verteilten sich ihre Helfer, Betreuer und Trainings-Gspändli um die Bahn, um sie so richtig anfeuern zu können.
Mit soliden 2:31,68s lief sie ins Ziel ein. Bange Minuten vergingen bis endlich das offizielle Ergebnis da war.
Juhui es hat gereicht! Die 5379 Punkte reichten nicht nur für den 3. Rang, sondern auch für den Einzug ins Mehrkampf Nationalkader. Und falls Lenja ihre Leistungen an der SM im Juni noch einmal so abrufen kann, eventuell sogar zur Selektion für die EM in Jerusalem.
Dieses unerwartete, glückliche Wettkampfwochenende, mit 7 persönlichen Bestleistungen wird Lenja wohl für immer in Erinnerung bleiben.